Regeln bey dem Taroc-Spiele (Leipzig, 1754)

Auch abgedruckt in: PALAMEDES REDIVIVUS (Leipzig, Duck, 1755)

1. Dasselbe wird unter drey Personen mit 78. Blättern gespielet, oder auch unter 4 Personen zum Könige. Derjenige, so die Karten giebt, giebt 5 mal herum, auf jedes mal 5 Blätter, und er selbst behält zuletzt 8 Blätter, alsdenn leget er, um mit den andern zweyen egale Karten zu haben, 3 Blätter, welche er für gut befindet, ab, doch darf kein König abgeleget werden; hingegen wenn er 3 Taroc, und darunter den Bagat hat, so kann er diese 3, wenn er will, ablegen; hat er aber mehr oder weniger als 3 Blätter Taroc, so kann davon nichts abgeleget werden. Desgleichen kann auch der Pagat, Sckis, und 1 Taroc abgeleget werden.

2. So bald der Geber seine 3 Blätter abgeleget hat, so saget er die Honneurs so er etwan hat, und denn die folgenden die ihrigen an; wird aber solches vergessen: so sind sie nicht weiter gültig, und wird folglich dafür nichts bezahlet.

3. Solte der Geber die Karten vergeben, so zahlet er an jeden 5 Points Strafe, das Spiel ist ungültig, und wird von neuem gegeben.

4. Träfe es zu, daß derjenige, so die Karten gegeben hat, unrecht, nämlich 1, 2, oder 4 Blätter ablegen sollte, und der Fehler würde erst bey Endigung des Spieles bemerket, unterdessen aber sind bey denen andern einige Honneurs vorhanden gewesen: so ist derjenige schuldig, welcher den Fehler gemachet hat, solche allein an diejenigen, welche die Honneurs gehabt, zu bezahlen; wohl zu verstehen, nicht nur für sich, sondern auch für den andern, und ausser dem noch 5 Points Strafe an jeden. Das Spiel ist im übrigen ungültig und wird von neuem gegeben. Hätte aber der Geber, der den Fehler gemachet hat, selbst Honneurs gehabt, so zahlet er das dafür erhaltene wieder zurück, und die Strafe a part.

5. Gleichergestalt werden 5 Points Strafe an jeden erleget, wenn einer aus Versehen eine Couleur verleugnen und unrecht abstechen sollte, die Karten aber, so er abgestochen hat, bleiben ihm, und werden nicht zurück gegeben; hätte er aber den Pagat falsch überstochen; so muß er ihn zurück geben, und die Strafe erlegen.

6. Wenn einer aus Versehen Honneurs ansaget, die er nicht wirklich hat, so zahlet er das dafür erhaltene zurück, und an jeden a part 5 Points Strafe.

7. Der Sckis oder Excuse kann nicht gestochen werden, auch nicht stechen, sondern er wird von dem, welcher ihn in der Hand hat, bey Gelegenheit, wenn er es für gut befindet, abgeleget, und dagegen ein ungültig Blatt von denen bereits eingenommenen, weg gegeben.

8. Dieser Excuse wird bey 3 Königen zum 4ten, und bey 3 Bildern zur halben Cavallerie gemachet.

9. Trifft es sich, daß einer, ausser dem abgelegten Excuse sonst gar keinen Stich machen sollte, so wird er bey Endigung des Spieles für 4 Points gezahlet.

10. Der Pagat, Excuse und N. 21. sind 3 Matador, werden von jedem mit 10 Points, und jeder folgender Matador nach der Nummer mit 5 Points bezahlet.

11. 10 Taroc werden mit 10 Points, und jeder folgender mit 5 Points mehr bezahlet.

12. Eine gantze Cavallerie ist König, Dame, Cavall und Valet von einer Farbe, und wird mit 10 Points, von einem jeden, eine halbe Cavallerie aber, bey welcher der Excuse gebrauchet wird, nur mit 5 Points bezahlet.

13. Von der Cavallerie, die man ansaget, darf nichts abgeleget werden, geschieht es aber, so wird auch das dafür erhaltene zurück gegeben, und an jeden 5 Points Strafe erleget.

14. 4 wirkliche Könige, und 3 nebst dem Excuse, werden auf diese Weise wie die Cavallerien bezahlet.

15. Wird der Pagat währenden Spieles überstochen, so wird an jeden 5 Points bezahlet; geht er aber auf dem allerletzten Stiche verloren: so werden 10 Points an jeden bezahlet, hingegen genießt der auch 10 Points von jedem, welcher den Pagat auf den letzten Stich einbekommen kann.

16. Ein König gilt 5, eine Dame 4, ein Cavall 3, ein Valet 2 Points, der Pagat 5, Excuse 5, N. 21. auch 5 Points; alle übrigen Blätter sind ungültig, und werden für nichts gerechnet.

17. So lange man die Couleur hat, welche gefordert wird, muß man bekennen, ausser dem wird mit Taroc gestochen nach der Nummer. N. 21. ist der höheste, und N. 1. der niedrigste.

18. Den Excuse kann man nicht länger behalten, als bis man keinen Taroc mehr hat, alsdenn muß er auf die erste Couleur, so gefordert wird, und nicht mehr in Händen ist, abgeleget werden.

19. Der Excuse muß aufs längste vor Endigung des Spieles, wenn noch 3. Blätter in jeder Hand sind, abgeleget werden; nämlich wenn derjenige, so den Excuse in Händen hat, am Ausspielen ist, indem er nur noch 3. Blätter hat, so kann er nicht ausspielen, sondern es geschieht von dem, welcher ihm zur rechten Hand sitzt, dieser spielet aus, was er will, und darauf muß der Excuse abgeleget werden.

20. Bey Endigung des Spieles, muß jede Person 26 Points haben, was darüber ist, ist gewonnen, und was darunter ist, ist verloren.

21. Es wird allemal ein gültig Blat, und zwey ungültige zusammen gezählet, auf diese Weise kommen gerade in der ganzen Karte 78 Points heraus.

Anmerkung:

Dies sind die ältesten bekannten deutschsprachigen Tarockregeln.

Herausgegeben von

Hans-Joachim Alscher

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